Präsenz
Sich selbst beobachten und kennenlernen
Selbstbeobachtung ist der Schlüssel zur Veränderung von Gewohnheiten. Hier richten Sie Ihren Blick nach innen, entdecken Ihren Schatz. In der Meditation trainieren Sie Achtsamkeit unter Anleitung erfahrener Therapeut*innen.
- Abhängiges Verhalten geschieht oft in einer Art Autopiloten-Modus. Darum ist es wirkungsvoll, wenn Sie nach dem Entzug Ihre Aufmerksamkeit und den Blick nach innen trainieren.
- Achtsamkeitsübungen und Meditation unterstützen Sie darin, das eigene Erleben und Verhalten achtsam zu betrachten, zu beschreiben und zu analysieren. Sie lernen, sich selbst zu beobachten.
- Die Übungen können erlernt und später jederzeit angewendet werden.
Wissenswertes zum Thema Präsenz
Das passiert: Abhängigkeitserkrankungen zeichnen sich dadurch aus, dass über den Konsum von Suchtstoffen die Kontrolle schwerfällt oder gar verloren gegangen scheint. Auch wenn man die guten Gründe zu Aufhören kennt, folgen die Handlungen eingeschliffenen Mustern.
Dass wir Handlungen ausüben, ohne diese bewusst zu kontrollieren ist allerdings an sich kein Zeichen für eine Krankheit, sondern menschlicher Alltag. Tatsächlich verbringen alle Menschen die überwiegende Zeit in einem Art Autopiloten-Modus. Zum Glück müssen wir nicht jede Handlung einzeln planen und kontrollieren, sonst würde schon die morgendliche Routine sehr anstrengend und zeitraubend. Gewohnheiten sind Abkürzungen fürs Hirn und überlebenswichtig.
Darum ist es wichtig: Allerdings ist die Macht der Gewohnheit bei Abhängigkeitserkrankungen besonders stark und die Folgen des automatisierten Verhaltens oft verheerend. Hier ist es notwendig, automatische Fühl-, Denk- und Handlungsmuster in den Griff zu bekommen.
Das sind die Hintergründe: Gehirnforscher gehen davon aus, dass über 90 Prozent unserer Handlungen ohne unser bewusstes Zutun geschehen. Die Fähigkeit unseres Gehirns, Gewohnheiten zu bilden, die quasi «ohne uns» Handeln, ist sehr praktisch und hat evolutionär unser Überleben gesichert. Leider erschwert diese Eigenschaft des Gehirns das Vorhaben, schädliche Gewohnheiten zu ändern. Der Mensch ist sich im Alltag nicht bewusst, wie stark Autopiloten sein Handeln bestimmen.
In den östlichen Traditionen des Hinduismus und Buddhismus und in den mystischen Traditionen der monotheistischen Religionen kommt den Praktiken der Selbstbeobachtung grosse Bedeutung zu. «Erkenne dich selbst» war im einem alten Griechenland eine der apollinischen Weisheiten. Die Psychotherapie fördert seit ihrer Erfindung vor ca. 100 Jahren die Selbstbeobachtung durch empathische Gespräche. Achtsamkeit als Grundübung der beobachtenden Lösung von Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühlen ist seit einigen Jahrzenten eine gut erforschte Methode der Psychotherapie. Ein reines Beobachten von den Gewohnheiten des Denkens, Fühlens und Handelns, ohne sich mit ihnen zu identifizieren, ist ein wirksamer Weg, ungesunde Automatismen des Geistes zu schwächen.
Durch Übung von Selbstbeobachtung, Achtsamkeit oder Meditation lernt sich der Mensch auf eine neue und tiefere Weise kennen. Die alten Traditionen betrachten dies als Weg, das transzendente Wesen zu entfalten. Die naturwissenschaftliche Tradition tut sich (noch) schwer darin, die Möglichkeiten der Bewusstseinsentwicklung explizit zu fassen. Allgemein akzeptiert ist, dass «Präsenz im Jetzt» ohne Identifikation mit Gedanken, Gefühlen und Handlungstendenzen wohltuend und befreiend ist und gute Absichten und Eigenschaften fördert.
Die Behandlung in der Klinik Südhang
Innere Vorgänge beobachten
In der Meditation üben Sie, sich Ihrem inneren Erleben beobachtend zuzuwenden. In ihrem Bewusstsein passiert allerlei: es ist ein ständiges Kommen und Gehen von Sinneseindrücken, Gedanken, Gefühlen und Handlungsimpulsen.
Sobald es Ihnen gelingt, das eigene Denken und Fühlen beobachten zu können, ohne reagieren zu müssen, werden Sie die Dinge klarer sehen. Das fühlt sich befreiend, lebendig und liebevoll an. Die Erfahrung, die Sie machen, wenn Sie es schaffen, sich von den inneren Vorgängen beobachtend zu lösen, ist enorm gewinnbringend. Es entsteht ein innerer Raum, der an sich wohltuend ist und in jeglicher Psychotherapie neue Möglichkeiten eröffnet. Sie werden die Erfahrung machen, dass Sie beobachtend «vom fahrenden Autopiloten-Zug» abspringen können. Sie können sich von den Inhalten des Denkens und Fühlens lösen und merken, dass diese nicht Ihr Wesen im Kern bestimmen.
Achtsamkeit trainieren
Selbstbeobachtung ist der Schlüssel zur Veränderung von Gewohnheiten. Gedanken, Gefühle und Handlungsplanungen bloss festzustellen, ohne sie «für bare Münze zu nehmen» oder sich mit ihnen zu identifizieren, ist aber gar nicht so einfach und muss geübt werden. Der Begriff der Achtsamkeit stammt aus buddhistischen Traditionen und hat seit einigen Jahrzenten einen festen Platz in der modernen Psychotherapie.
In gemeinsamen Übungen und in der Meditation trainieren Sie Achtsamkeit unter Anleitung erfahrener Therapeut*innen. Sie erleben Ihr Bewusstsein als Neuland, das Sie entdecken und erforschen. So gewinnen
Sie Einsichten und Kontrolle auch über Ihr Konsumverhalten. Und das Schöne daran: diese Fertigkeit dient nicht nur der Therapie der Abhängigkeit. Achtsamkeit führt Sie in einen Zustand grösserer Präsenz im Jetzt und öffnet Türen für mehr Lebendigkeit, Freiheit und Mitgefühl.
Die Module zum Schwerpunkt Präsenz
Präsenz
Hier lernen Sie kurze und einfache Achtsamkeits- und Meditationsübungen. Der Atem, der Körper oder die Sinne bieten gute Ankerpunkte, um den Moment bewusst wahrzunehmen, Gedankenkreise zu unterbrechen und sich im Hier und Jetzt zu entspannen. Der Fokus richtet sich dabei auf Übungen, die im Alltag eingesetzt werden können und die Präsenz im Augenblick fördern. Ohne Vorkenntnisse können Sie hier erste Erfahrungen in einer achtsamen Praxis machen.
In einem nächsten Schritt üben Sie mithilfe von Achtsamkeits- und Meditationsübungen die Selbstbeobachtung. Hierfür kommen verschiedene Methoden wie MBSR (Mindfulness-Based Relapse Prevention. Deutsch: Achtsamkeitsbasierte Rückfallprävention bei Substanzabhängigkeit) nach Jon Kabat Zinn, Yoga, achtsame Atmung, Metta Meditation oder Zen zur Anwendung. Die Grundlagen der Achtsamkeit werden theoretisch vermittelt, dann praktisch in der Gruppe eingeführt und letztlich selbstständig angewendet.
Automatisiertes Handeln, Denken und Fühlen werden so achtsam erforscht. Dadurch wird die Fähigkeit zur Distanzierung und Veränderung von gewohnten Reaktionen und Handlungsabläufen gefördert. Die dabei gemachten Erfahrungen tauschen Sie in der Gruppe aus.
Therapieauswahl
Im Rahmen des Behandlungsprogramms «Mensch und Sucht» führen verschiedene Reiserouten zum Ziel. Die geeignete Behandlungsform hängt vom Schweregrad Ihrer Suchterkrankung ab.
Hintergrundwissen
Das Behandlungsprogramm «Mensch und Sucht» stützt sich auf das Modell «Mensch und Sucht», das in interdisziplinärer Zusammenarbeit von Fachpersonen der Klinik Südhang entwickelt wurde.
Ich möchte mich beraten lassen.
Ihre Suchterkrankung kann therapiert werden. Die Kontaktaufnahme ist der erste Schritt auf dem Weg in ein gesundes und selbstbestimmtes Leben.
Ich möchte eine Anmeldung machen.
Die Anmeldung kann durch eine ärztliche Zuweisung erfolgen. Sie können sich aber auch selber direkt bei uns für eine Behandlung anmelden.