«Wir wollen Musik verschenken»

Die CAMERATA BERN ist ein international renommiertes Streichensemble aus hochkarätigen Solist*innen. Bekannt für ihr präzises Spiel, ihre stilistische Vielfalt und ihre innovativen Programme, die von Barock bis zeitgenössischer Musik reichen, gehört das Ensemble seit über 60 Jahren zu den prägenden Formationen der Schweizer Musiklandschaft. Am Freitag, 12. Dezember 2025, hat die CAMERATA BERN die Klinik Südhang mit einem besonderen KonzertGeschenke reich beschenkt – einem Konzert für Menschen, die sonst selten Zugang zu klassischer Musik haben.

Hinter dem Format der KonzertGeschenke steht ein klares Anliegen. «Wir wollen Musik verschenken. Dazu gehört auch, dass wir zum Publikum reisen – nicht nur umgekehrt», sagt Sonja Koller, Geschäftsführerin der CAMERATA BERN. Organisiert werden die KonzertGeschenke jeweils unmittelbar vor oder nach den Abokonzerten. «Die Mitglieder der CAMERATA BERN leben zum Teil in Bern und zum Teil international verstreut und kommen dann meist nur für die Dauer eines Projekts nach Bern.» Deshalb besteht das Programm der KonzertGeschenke in der Regel aus Auszügen des aktuellen Abokonzerts – ohne Qualitätsverlust, dafür mit maximaler Nähe.

«Wunschstücke» für die Klinik Südhang

Für die vorweihnächtliche Stimmung wählte das Ensemble vorwiegend barocke Werke, ergänzt durch Musik des 20. Jahrhunderts. Im Südhang spielte die es Auszüge aus dem Programm „Wunschstücke“, Werke von Antonio Vivaldi, Grażyna Bacewicz, Georg Philipp Telemann und Georg Anton Benda.

Erreicht klassische Musik die junge Generation? «Diese Frage hat man sich bereits gestellt, als ich selbst noch Teenager war! Vielleicht nicht die grosse Mehrheit, aber ich glaube, dass es immer junge Menschen geben wird, die sich von klassischer Musik begeistern lassen», meint Sonja Koller. Die CAMERATA BERN engagiert sich: Mit Schulkonzerten erreicht sie jährlich rund 1000 Schülerinnen und Schüler der Unterstufe. Zudem gibt es Familienkonzerte, Partnerschaften mit Schulen, Hochschulen und Musikschulen, öffentliche Proben für junge Menschen, Konzertvergünstigungen und ganz neu einen Young Community Pass.

Die Begegnung im Zentrum

Mit den KonzertGeschenken begegnet das Ensemble Menschen, die kaum Zugang zu Konzerten haben – etwa in Kliniken, Gefängnissen oder Asylzentren. «Unsere Gesellschaft ist stark segmentiert», sagt Sonja Koller. «Menschen leben in unterschiedlichen Bubbles.» Die KonzertGeschenke öffnen Türen – für das Publikum und für die Musiker*innen. «Wir kommen an Orte, die wir sonst nicht sehen würden. So lernen wir die Gesellschaft im Breiten kennen.»

Auch die Klinik Südhang ist ein solcher Ort, einer, der in der Gesellschaft oft ausgeblendet wird, obwohl Suchterkrankungen jeden treffen können – gerade in einer leistungsorientierten Zeit. «Bei den KonzertGeschenken geht es um Begegnung», betont Koller. «Die Musik hat die Fähigkeit, Brücken zu schlagen. »

So fand denn auch vor dem Konzert im Südhang ein Austausch zwischen zwei Patient*innen, Fachpersonen der Klinik und dem Ensemble statt. Ein suchterkrankter Patient erzählte seine Lebensgeschichte und eine Patient*in brachte ihre Visionen und Wünsche zu Papier. Das war sehr offen und ehrlich und hat alle Anwesenden berührt.

Bewegende Momente gäbe es bei den KonzertGeschenken immer wieder: Nach einem Konzert im Bundesasylzentrum kamen zwei Frauen auf die Musiker*innen zu und fragten, ob sie ein Lied vortragen dürften. «Sie haben dann beide für uns gesungen. Das hat uns alle tief berührt», erinnert sich Sonja Koller.

Danach liess die CAMERATA BERN den Mehrzwecksaal zu einem Klangkörper werden und die Resonanz war spürbar: Musik als Brücke zwischen Lebenswelten, als Geschenk – und als Einladung zur Begegnung.