Das modulare und thematisch vielfältige Behandlungsprogramm «Mensch und Sucht» der Klinik Südhang wird seit Anfang 2023 angewendet. Inzwischen liegen Daten zur Wirkungsmessung vor. Wir ziehen eine erste Bilanz.

Die Klinik Südhang bietet ihren Patient*innen in stationärer und tagesklinischer Behandlung rund 80 Therapieangebote an. Diese sind in den folgenden zehn Schwerpunktthemen verortet: der sichere Entzug, Suchtgedächtnis, Selbstfürsorge, Präsenz, Selbstverwirklichung, Gesunder Körper und Geist, Soziale Teilhabe, Wichtige Menschen, Umgang mit Begleiterkrankungen und Soziokulturelle Aspekte.

Mit der Einführung des Behandlungsprogramms «Mensch und Sucht» ist es der Klinik gelungen, sich konsequent an den Bedürfnissen der betroffenen Menschen zu orientieren.

Eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe

Die Klinik Südhang hat mit dem Behandlungsprogramm «Mensch und Sucht» einen neuen Ansatz entwickelt, der die Eigenverantwortung suchterkrankter Menschen stärkt, sich an deren Ressourcen orientiert und ihre individuellen Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Die Patient*innen übernehmen eine aktive Rolle in der Gestaltung ihrer Therapie.

Zu Beginn erhalten die Patient*innen im Orientierungsprogramm einen umfassenden Überblick über die vielfältigen Therapieangebote. Ein speziell entwickeltes Kursbuch zum Programm «Mensch und Sucht» dient dabei als Leitfaden und unterstützt die Patient*innen bei der Orientierung im modular aufgebauten Angebot. Nach der Einführungsphase definieren sie gemeinsam mit ihren Therapeut*innen persönliche Therapieziele und wählen die Angebote aus, die auf ihre Bedürfnisse und ihre Lebenslage abgestimmt sind.

Interprofessionelle Zusammenarbeit und Behandlungskontinuität

Um die Konstanz in der therapeutischen Beziehung zu gewährleisten, werden die Patient*innen während des stationären Aufenthaltes und der Therapie in der Tagesklinik vom gleichen Behandlungsteam begleitet. Hier reagiert die Klinik auf zahlreiche Rückmeldungen von Betroffenen. Die Patient*innen nehmen unabhängig vom Setting an den von ihnen gewählten Therapiemodulen teil. So können stationäre Aufenthalte verkürzt werden und die frei werdenden Kapazitäten stehen zusätzlichen Patient*innen zur Verfügung.

Das Behandlungsteam besteht aus Ärztinnen und Ärzten, Psycholog*innen, Fachtherapeut*innen, Sozialarbeiter*innen sowie Pflegefachpersonen. So wird in der Klinik Fachwissen aus verschiedenen Bereichen gebündelt. Die enge Zusammenarbeit der Fachpersonen stellt sicher, dass verschiedene Perspektiven einfliessen und Entscheidungen fundiert getroffen werden.

Fachkräfte gestalten die fachliche Entwicklung aktiv mit

In einer flachen Hierarchie wird die Verantwortung für das Behandlungsprogramm auf alle beteiligten Berufsgruppen übertragen. Ärzte und Ärztinnen, Psycholog*innen, Fachtherapeut*innen, Pflegefachpersonen und Sozialarbeiter*innen übernehmen die Verantwortung für die Therapiemodule und haben Gelegenheit, ihre Expertise einzubringen und die fachliche Entwicklung mitzugestalten.

In einem wertschätzenden und dynamischen Umfeld werden damit Innovationen gefördert. So gelingt es der Klinik Südhang zusätzlich, sich als attraktive Arbeitgeberin zu positionieren.

Durchlässige Behandlungsformen

Dank einer engen organisatorischen Vernetzung ermöglicht die Klinik Südhang die Durchlässigkeit zwischen stationärer, tagesklinischer und ambulanter Behandlung. So werden Patient*innen sukzessive auf den Alltag nach der Therapie vorbereitet.

Die Klinik Südhang bietet ambulante Behandlung der Suchterkrankung in Bern, Biel/Bienne und Burgdorf an. Dazu betreibt sie jeweils an zentrumsnahen Standorten ein Ambulatorium.

Fachliche Weiterentwicklung und Katamnese

Die fachliche Weiterentwicklung erfolgt in der Klinik Südhang datenbasiert. Die Zufriedenheit der Patient*innen und die Wirkung des Therapieprogramms werden mit definierten Indikatoren erhoben und im Rahmen eines clinical data managements ausgewertet. Eine Katamnese (Erhebung des Krankheitsverlaufs nach Abschluss der Behandlung) liefert dabei Daten zur individuellen Zielerreichung und zur Lebensqualität der Patient*innen. Aufgrund dieser Daten, der Rückmeldungen der Patient*innen und der Fachkräfte erfolgt in einem halbjährlichen Zyklus die Weiterentwicklung des Therapieprogramms.

Das Fazit

Mit der Einführung des Behandlungsprogramms «Mensch und Sucht» ist es der Klinik Südhang gelungen, das Spannungsfeld zwischen Patient*innenzentrierung, Wirtschaftlichkeit und Arbeitgeberattraktivität erfolgreich zu meistern. Sie setzt damit neue Massstäbe in der modernen Suchttherapie.

Die Wirkung des Behandlungsprogramms

Durchgehende Begleitung

Die Behandlungskontinuität von der stationären über die tagesklinische bis teilweise zur ambulanten Therapie ist gewährleistet, was die Patient*innen schätzen.

Tiefere Abbruchrate

Weil die individuellen Bedürfnisse und Ziele der Patient*innen stärker berücksichtigt werden, konnte die Abbruchrate seit Einführung des Programms um 39 % gesenkt werden.

Mehr Behandlungen

Die Zahl der behandelten Patient*innen ist um 24% gestiegen.
Behandlungen 2023:
stationär
592 (Vorjahr: 494)
tagesklinisch
139 (Vorjahr: 94)

Kürzere Aufenthaltsdauer

Die bessere Durchlässigkeit zwischen dem stationären und tagesklinischen Angebot und die flexiblere Eintrittsplanung ermöglichen eine effizientere Nutzung der Kapazitäten.

Lebensqualität gesteigert

Die Lebensqualität der betroffenen Menschen konnte gemäss ihren Aussagen zwischen Eintritt und Austritt gesteigert werden.

Attraktive Aufgabenbereiche

Mit der Einführung des Behandlungsprogramms sind attraktive Aufgabenbereiche mit Themenverantwortung und Mitwirkung an der ständigen fachlichen Weiterentwicklung entstanden.

Eine signifikante Symptomreduktion liegt vor

Sowohl bei Eintritt wie auch bei Austritt werden Symptome wie Ängstlichkeit, Aggressivität, Zwanghaftigkeit, Somatisierung, etc. gemessen. Dabei wurde eine signifikante Symptomreduktion festgestellt.