Sandra S. tut viel dafür, ihre Alkoholabhängigkeit in den Griff zu bekommen und wieder gesund zu werden. Die 50-jährige Hundetrainerin weiss, dass sie so an Lebensqualität und Freude gewinnt.

Die Kinder sind erwachsen, ihr Geschäft hat sie verkauft. Sandra S. ist in Umbruchstimmung. Sie macht sich auf die Suche und geht mit ihrem jüngsten Hund auf den Jakobsweg. Sechs Wochen ist sie unterwegs, dann bricht sie ab und kommt zurück. Sie hat die Familie vermisst.

Familiär vorbelastet

Zu Hause fand sie Langeweile. Die Kinder waren schon vor einiger Zeit ausgezogen, die Ehe kriselte. Sandra S. fing an zu trinken. Zuerst an Festen, dann auch allein. Sie ist familiär vorbelastet. Aufgewachsen in einer Restaurant-Dynastie war Alkohol immer präsent. «Meine Grossväter und Onkel haben regelmässig getrunken», sagt sie heute. «Damals ist mir das aber nicht aufgefallen.» Sandra S. hat den Alkoholkonsum lange verheimlicht. Doch es gab immer wieder Zwischenfälle, wo sie nicht mehr klar war. Auch mit ihrem Mann. Schliesslich war es ihre Tochter, die sie mit der Krankheit konfrontiert und motiviert hat, sich Hilfe zu holen. Mit ihrer Tochter hat Sandra S. einen sehr guten und offenen Austausch. So hat sie sich denn schlussendlich auch eingestanden, dass ihr das Leben aus der Hand schlittert, sie es nicht mehr im Griff hat.

Ambulante Behandlung

Anfang 2021 hat sich Sandra S. mit der Berner Gesundheit in Verbindung gesetzt. Das Gespräch mit ihrer Therapeutin, Franziska Löw, hat einen richtigen Motivationsschub ausgelöst. Sandra S. war entschlossen, sich ihren Themen zu stellen und ihre Krankheit in den Griff zu bekommen. Da sie zu diesem Zeitpunkt gerade daran war, ihr Geschäft aufzubauen, hat sie sich für eine ambulante Behandlung entschieden. Den ambulanten Entzug machte sie im Ambulatorium Südhang in Bern. Die Klinik Südhang und die Berner Gesundheit arbeiten in solchen Fällen oft und gerne zusammen. Der ambulante Entzug dauerte eine Woche. Nach der Erstuntersuchung bei der leitenden Ärztin Dr. med. Christine Fischer waren tägliche Termine nötig. Diese beinhalteten Atemluftkontrollen, medizinische Untersuchungen zum gesundheitlichen Zustand und zum Befinden der Patientin. Während der einwöchigen Entzugsphase wurde sie medikamentös unterstützt.

Gesund werden

Nach dem Entzug fing für Sandra S. der Prozess des Gesundwerdens erst richtig an. «Schwierig waren nicht die körperlichen Symptome,» sagt sie. «Eher schwierig war es psychisch. Es wird einem viel bewusst, das aufgearbeitet werden muss.» Dabei helfen Sandra S. die Achtsamkeitstherapie und Meditation. Ein Rückfall nach eineinhalb Monaten hat sie mit Franziska Löw, ihrer Therapeutin, aufgearbeitet. Und sie hat sich entschieden, zusätzlich noch eine Traumatatherapie zu machen.

Kämpfen lohnt sich

Ihren Weg plant Sandra S. in Schritten von 40 Tagen. Sie vergleicht ihn mit einer Perlenkette. Heute hat sie einen guten Tag, manchmal weniger, aber Perle für Perle reihen sich aneinander und führen sie weiter voran. Sandra S. ist überzeugt, dass sich das Kämpfen lohnt. Für sich selber und für die Familie, die immer auch mitbetroffen ist.

Zur Person:

Sandra S. ist 50-jährig, verheiratet und Mutter von drei erwachsenen Kindern. Als selbständige Hundetrainerin gehören natürlich auch ihre drei Hunde mit zur Familie. Sandra S. ist gerne draussen in der Natur, in ihrem Garten und sie hat ein besonderes Geschick für die Pflege von Orchideen.