Mit gemischten Gefühlen habe ich mich für eine stationäre Behandlung in der Klinik Südhang entschieden. Der Gedanke, weitere drei Monate von meiner Familie weg zu sein, hat mich belastet. Meine Tochter stand kurz vor der Lehrabschlussprüfung und ich hätte sie gerne unterstützt. Ich hatte aber auch Respekt davor, mich auf eine Langzeittherapie einzulassen und mich mit meiner Geschichte auseinanderzusetzen. Empfohlen worden ist mir die Behandlung in der Klinik Südhang von der Klinik, in der ich vorher zwei Monate lang war.

Die richtige Entscheidung

Der Anfang ist mir nicht leichtgefallen. Obschon ich freundlich empfangen worden bin, fühlte ich mich fremd. Ich kannte noch niemanden und hatte Heimweh. Am liebsten wäre ich wieder nach Hause gegangen. Als es dann mit dem Therapieprogramm richtig losgegangen ist, ging es mir sofort besser. Schnell habe ich gemerkt, dass die Langzeittherapie in der Klinik Südhang für mich der richtige Entscheid war. Das therapeutische Personal hat sich sehr gut um mich gekümmert und von den anderen Patientinnen und Patienten wurde ich ebenfalls gut aufgenommen. Dass mich mein Umfeld, meine Familie, ebenfalls sehr unterstützt hat, war wichtig und machte es für mich ebenfalls leichter.

Neue Erfahrungen

Gleichzeitig war ich gespannt darauf, was auf mich zukommt und offen, mich auf (fast) alles einzulassen. Im Nachhinein finde ich, dass diese Neugier und die Offenheit mir sehr geholfen haben. Dabei geht es ums Ausprobieren, den Mut zu haben etwas zu versuchen und zu erleben, was das mit einem macht. Ich wäre beispielsweise vorher nie auf die Idee gekommen zu meditieren. Im Südhang habe ich diese Technik gelernt und erfahren wie gut es mir tut. Heute gehört das Meditieren zu meinem Alltag.

Sehr gut gefallen hat mir auch die Sport- und Bewegungstherapie. Vor allem die Aktivitäten, die draussen in der Natur stattgefunden haben, machten mir Spass. Auch zu Hause bin ich viel in der Natur unterwegs und gehe mit unserem Hund laufen. Der Fitnessraum war nicht so mein Ding.

Grenzen und Highlight

Ich musste aber auch Grenzen akzeptieren. Schwierig war es für mich in der Kunsttherapie beim Malen. Nahe an einer Panikattacke sass ich über meinem weissen Blatt und wusste nichts damit anzufangen. Gemeinsam mit den Kunsttherapeuten und meiner Therapeutin haben wir nach alternativen Ausdrucksformen gesucht und sie im Schreiben gefunden. Heute bin ein bisschen stolz auf die Briefe, die ich in der Therapie geschrieben habe, obschon sie sicher keine literarischen Höhenflüge sind.

Am besten gefallen hat mir aber die Gruppentherapie für soziale und emotionale Kompetenz sowie die Theatergruppe. Hier konnte ich Selbstvertrauen tanken. Dieses Gefühl kann ich heute noch spüren, es tut immer noch gut.

In seinem Leben aufräumen

Die Zeit im Südhang bleibt mir in guter Erinnerung. Es ist nicht einfach, bei sich selber genau hinzuschauen – in seinem Leben aufzuräumen. Wichtig finde ich, dass man sich auf die Therapie einlässt, offen ist für Neues und sich stets bewusst ist, dass die Therapeutinnen und Therapeuten einem helfen wollen.

Rahel K. ist 48 Jahre alt. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder, einen Sohn (21) und eine Tochter (19) und einen Hund. Mit 16 hat sie mit Trinken angefangen. Seit dem 8. Dezember 2020 ist sie abstinent.