Mittendrin im Expositionstraining
Mit dem Expositionstraining der Klinik Südhang setzen sich Patient*innen freiwillig der problematischen Substanz aus. Sie lernen, die körperlichen und psychischen Reaktionen wahrzunehmen, den Suchtdruck zu beobachten und ihm aktiv zu widerstehen. Wenn der Körper ein Verlangen aussendet, das nicht befriedigt wird, wird dieses Signal mit der Zeit schwächer.
Die Teilnehmenden des Kurses Expositionstraining fühlen sich stark genug, um sich ihrer Substanz auszusetzen. Sie haben explizit zugestimmt, auch weil das eine gute Vorbereitung auf die Zeit zurück im Alltag ist.
Wie der Audioreportage zu entnehmen ist, ist das Expositionstraining für die suchterkrankten Menschen anstrengend. Schritt für Schritt nähern sie sich den vertrauten Substanzen. Einzelne Patient*innen verspüren körperliche Reaktionen, bei anderen löst die Auseinandersetzung mit der Substanz Freude aus, wieder andere fühlen sich gestärkt für die Zukunft.






Und so tönt das Expositionstraining
Die Vorbereitungen zum Expositionstraining
Noah Tschirren, der verantwortliche Therapeut, bereitet die Substanzen vor, mit denen die Teilnehmenden des Expositionstrainings eine Konsumstörung entwickelt haben. Zur Vorbereitung hat er genau erfragt, wie die Substanzen konsumiert wurden, um in diesem geschützten Rahmen eine möglichst realitätsnahe Situation zu schaffen. In der Aufnahme erklärt er einer Praktikantin des Südhang, wie er dabei vorgeht.
Die wichtigsten Informationen zum Expositionstraining
Obwohl Noah Tschirren drei Tage zuvor den theoretischen Hintergrund vertieft erläutert hat, wiederholt er vor Beginn der Exposition die wichtigsten Punkte und erklärt den Ablauf des Trainings. Schritt für Schritt holt er das Einverständnis aller Teilnehmenden ein, bevor es weitergeht. Jederzeit ist klar: Wer nicht mehr kann, darf den Raum verlassen. Zwei Personen werden im Verlauf der 90 Minuten von dieser Möglichkeit Gebrauch machen.
Einführung in die Theorie des Expositionstrainings (00:05:41, MP3)
Die Substanzen werden verteilt
Fünf Patient*innen befinden sich im Raum, als Noah Tschirren auf einem Serviertablett Prosecco, Cannabis und Kokain präsentiert. Für alle ist es der erste Kontakt mit ihrer problematischen Substanz seit dem letzten Konsum. Der Anblick löst spürbare Spannung aus – Erinnerungen, Körperreaktionen, innere Unruhe. Bei manchen kaum sichtbar, bei anderen kaum zu überhören.
Es ist der erste Kontakt mit Alkohol, Cannabis und Kokain seit dem Entzug. Was löst das aus?
Für eine Person ist der Anblick schwer zu ertragen, weil positive Erinnerungen an den Konsum aufkommen. Andere empfinden ihn als belastend, weil er Ekel oder Reue auslöst. Ein weiterer Patient wird deutlich nervös, da in ihm der starke Wunsch entsteht, einen Joint zu drehen – etwas, das ihm grosse Freude bereiten würde.
Was geschieht bei längerer Exposition?
Schritt für Schritt nähern sich die Teilnehmer*innen des Expositionstrainings ihrer Substanz. Erst dürfen sie sie nur ansehen, vorsichtig berühren – dann öffnen, zusammenbauen oder mit der Karte das Pulver richten. Jede Bewegung sitzt, vertraut aus alten Zeiten, und doch ist jetzt alles anders. In diesem Moment steigen Erinnerungen, Verlangen und Widerstand gleichzeitig auf – intensive Gefühle, die alle Patient*innen auf ihre ganz eigene Weise erfassen.
Die Patient*innen sind bereits länger mit der Substanz in Kontakt (00:09:56, MP3)
Abschluss und Fazit
So unterschiedlich die Reaktionen auf den bewusst gewählten Kontakt mit der problematischen Substanz sind, so verschieden fallen die persönlichen Fazits aus. Eine Person bricht das Training vorzeitig ab – erschöpft von der Intensität der Gefühle. Eine andere ist spürbar stolz, sich der Herausforderung gestellt und standgehalten zu haben.
Weitere Informationen zum Expositionstraining

Das Expositionstraining kurz erklärt
Das Expositionstraining dient dazu, automatisierte Verhaltensmuster zu durchbrechen. Zu beobachten, wie das Verlangen mit der Zeit abschwächt, ist für die meisten Patient*innen eine stärkende Erfahrung.

Der wissenschaftliche Hintergrund
Die Cravingkurve steigt mit der Zeit weniger an und flaut rascher wieder ab. Der wissenschaftliche Hintergrund zum Expositionstraining in der Klinik Südhang für Fachpersonen.

Wie hast du das Expositionstraining als Psychologe erlebt?
Ein Interview mit Psychologe Noah Tschirren, einem der Verantwortlichen für die Durchführung des Expositionstrainings.

Zwei Erfahrungsberichte aus der Exposition
Piet T. und Thierry S. stehen an einem ganz anderen Punkt in ihrem Leben – und haben das Expositionstraining auch ganz unterschiedlich erlebt.






